Unternehmen mit hohen CO2-Emissionen: Wie man ihren verborgenen Wert erschließen kann
Von Alexandra Christiansen, Portfoliomanagerin des Nordea 1 – Global Climate Engagement Fund
Wenn die Welt beim Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft erfolgreich sein soll, muss in vielen Branchen ein enormer Wandel stattfinden. Neue Ökosysteme bilden sich und innovative Technologien entstehen. Allerdings stehen wir noch am Anfang dieses grünen Wandels. Viele Unternehmen haben bisher nur die ersten Schritte unternommen, was zu erheblicher Unsicherheit und Skepsis darüber führt, wie und ob dieser Wandel gelingen wird. Dies gilt derzeit insbesondere für jene Industrien mit hohen Emissionen, die für einen großen Teil des globalen Umweltverschmutzungsproblems verantwortlich sind.
Vor fünfzehn Jahren wurde Nordea Asset Management (NAM) mit unserem renommierten Nordea 1 – Global Climate and Environment Fund – einem der größten SFDR-Artikel-9-Fonds Europas – zum Pionier umweltorientierter Investitionen und investierte in Unternehmen, die innovative Klimalösungen anbieten.
Etwa zur gleichen Zeit stellte NAM eines der mittlerweile etabliertesten Responsible Investments-Teams in Europa zusammen, darunter Spezialisten für Klimaforschung und aktive Eigentümerschaft. Das Verständnis der Risiken und Chancen, die sich aus dem Übergang zu einer grünen Wirtschaft ergeben, ist ein wesentlicher Bestandteil unserer Fundamentalanalyse, und wir glauben, dass aktive Beteiligung (einschließlich Engagement und der Ausübung von Stimmrechten) ein wirksames Instrument ist, um Veränderungen voranzutreiben, das Management von Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen und der Skepsis von Investoren zu begegnen.
Jetzt greift NAM auf die Klima- und Engagement-Expertise zurück, die wir entwickelt haben, um mit den größeren Emittenten und Umweltverschmutzern von heute zusammenzuarbeiten, da diese vor einem immer dringenderen Bedarf an Veränderungen stehen. Dies war einer der Hauptgründe für die Auflegung des Nordea 1 – Global Climate Engagement Fund im vergangenen Jahr. Er fokussiert sich auf die Zusammenarbeit mit ausgewählten Unternehmen, die hohe CO2-Emissionen haben und die Umwelt belasten. Das Ziel ist es, echte Veränderungen voranzutreiben. Wir nennen dies Klimainvestment 2.0.
Die Realität ist, dass viele dieser Unternehmen auch in der CO2-armen Wirtschaft der Zukunft noch bestehen werden. Einige werden dabei sicher sogar eine entscheidende Rolle bei der Erreichung wichtiger Nachhaltigkeitsziele spielen. Sie aus Portfolios auszuschließen mag auf dem Papier gut aussehen, wird in der Praxis jedoch nur begrenzte Auswirkungen auf die Dekarbonisierung haben.
Wir glauben, dass ein wesentlicher Faktor für die Wertschöpfung dieser Unternehmen darin besteht, den breiteren Markt von ihrer verbesserten Nachhaltigkeit und ihrer Fähigkeit zu überzeugen, in der zukünftigen grünen Wirtschaft positive Renditen zu erwirtschaften.
Dies erfordert, dass diese Unternehmen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und Methoden beruhende Verpflichtungen eingehen und dabei völlig transparent sind. Nur so können Fortschritte gemessen und die Managementteams zur Rechenschaft gezogen werden. Es bedeutet auch, die Realisierbarkeit ihrer Nachhaltigkeitspläne in der Praxis zu demonstrieren, gestützt durch eine glaubwürdige Kapitalallokation.
Fünf Engagement-Themen, um Unternehmen voranzubringen
Um durch Engagement sinnvolle Veränderungen herbeizuführen, konzentrieren wir uns auf fünf Bereiche. Es überrascht nicht, dass Treibhausgasemissionen – der Haupttreiber der globalen Erwärmung – dabei eine wichtige Rolle spielen.
Da eine wirtschaftliche Produktion einen erheblichen Energieeinsatz erfordert, ist auch das Energiemanagement für erfolgreiche Klimaschutzmaßnahmen von entscheidender Bedeutung.
Wasser- und Abfallmanagement sind ein weiteres wichtiges Thema, da die Schäden durch Umweltverschmutzung das Risiko rechtlicher und behördlicher Eingriffe bergen. Die begrenzten Ressourcen der Welt können die wachsende Nachfrage nicht decken, was zu langfristiger Unsicherheit für Unternehmen führt, die stark von natürlichen Ressourcen abhängig sind.
Ebenso benötigen Unternehmen einen glaubwürdigen Plan für das Management natürlicher Ressourcen. Dazu gehört die Verwendung recycelter und erneuerbarer Materialien, die Reduzierung des Verbrauchs wichtiger Rohstoffe und die Maximierung der Ressourceneffizienz bei der Herstellung.
Schließlich müssen die Managementteams bereit sein, ihre Unternehmen neu zu positionieren, um den Übergangs- und physischen Risiken des Klimawandels standzuhalten. Im Rahmen des Engagement-Prozesses arbeiten wir mit den Führungsetagen der Unternehmen zusammen, um sinnvolle kurz- und langfristige Ziele festzulegen und zu bewerten, wobei wir regelmäßig den Fortschritt überprüfen. Wenn die positive Dynamik stagniert, zögern wir nicht, unsere Engagement-Bemühungen zu intensivieren.
Eine kritische Branche, die Engagement braucht
Die kohlenstoffintensive Stahlindustrie, die für rund 9 % der globalen Emissionen verantwortlich ist, wird nach ESG-Kriterien negativ bewertet. Dies hat zur Folge, dass Unternehmen in diesem Bereich in vielen auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Anlagestrategien wahrscheinlich keine Rolle spielen. Und doch ist die Stahlindustrie ein wichtiger struktureller Wegbereiter der Energiewende. Beispielsweise kann ein Offshore-Windpark oder eine Photovoltaikanlage um ein Vielfaches stahlintensiver sein als ein herkömmliches Kohle- oder Gaskraftwerk. Selbst wenn dies nicht der Fall wäre, kann ein so allgegenwärtiges Material wie Stahl bei den globalen Bemühungen zur Dekarbonisierung nicht ignoriert werden. Die Reduktion der CO2-Emissionen des Stahlherstellungsprozesses sollte im Kontext eines globalen Netto-Null-Ziels sehr ernst genommen werden. Aus diesem Grund sind Stahlunternehmen im Nordea 1 – Global Climate Engagement Fund zu finden.
Einen Unterschied in der Realwirtschaft machen
Für Anleger, die ein Portfolio mit dem Ziel eines geringeren CO2-Fußabdrucks aufbauen möchten, gibt es mehrere Ansätze. Eine weit verbreitete Vorgehensweise besteht darin, sich aus Sektoren mit hohen Emissionen zurückzuziehen, was den CO2-Fußabdruck eines Portfolios im Vergleich zum jeweiligen Index sofort verringert. Dieser Ansatz benachteiligt jedoch viele Sektoren, die für den Übergang von entscheidender Bedeutung sind, und minimiert gleichzeitig die Chance auf reale Veränderungen.
Der Ansatz, der am besten mit dem tatsächlichen Dekarbonisierungsziel der Glasgow Financial Alliance für Net Zero in Einklang steht, besteht darin, in der frühen Übergangsphase in Unternehmen mit relativ hohen Emissionen zu investieren. Dieser Ansatz führt möglicherweise nicht zu einem unmittelbaren positiven Nutzen, aber er wird den Grundstein für künftige langfristige positive Auswirkungen auf die Realwirtschaft legen. Für die Durchführbarkeit des Engagements ist sowohl die Anpassungsbereitschaft als auch die Anpassungsfähigkeit des Unternehmensmanagements von entscheidender Bedeutung. Unser Ansatz zielt darauf ab, im Sinne unserer Anleger Emittenten zu meiden, die weder in der Lage noch willens sind, umzusteigen. Unser Engagement konzentriert sich darauf, dass Managementteams geeignete Maßnahmen ergreifen, um unsere Erwartungen zu erfüllen. Diese könnten darin bestehen, angemessene, wissenschaftlich fundierte Ziele festzulegen oder eine glaubwürdige Strategie auszuarbeiten, die durch ausreichend Kapital unterstützt wird.
Wenn unsere Engagements Früchte tragen und der breitere Markt anfängt, an diese Unternehmen zu glauben und sie zu unterstützen, richten wir unsere Aufmerksamkeit auf neue Unternehmen mit großem Umweltabdruck. Das ist unser Klimainvestment 2.0 Ansatz. Mit ihm wollen wir reale Wirkung bei der Dekarbonisierung schaffen und gleichzeitig Werte für unsere Kunden schaffen, die uns ihr Vermögen anvertraut haben.